Index Sie fahren immer gut und sicher, wenn Sie in allen Fällen einbauen lassen. INHALTSVERZEICHNIS
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VORWORTnächster Punkt ; IndexDie folgende Betriebsanleitung bringt eine zusammenfassende Beschreibung
der Bauart und der Wirkungsweise der Bauteile unseres Kraftrades R 35 sowie eine
eingehende Anleitung zur Wartung und Bedienung. VEB Automobilfabrik EMW Fernsprecher: Eisenach 3161 |
Abb.1 EMW R 35-3-Maschine von der Antriebseite aus gesehen, mit Angabe der Schmierstellen (Federung unbelastet)
Abb.2 EMW R 35-3-Maschine von der Auspuffseite aus gesehen, mit Angabe der Schmierstellen (Federung belastet)
Technische Datennächster Punkt ; Index
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I. Bedienung1. Anordnung der Bedienungshebel:nächster Punkt ; IndexDie Mehrzahl der Bedienungshebel ist in handlicher Form auf dem Lenker
angebracht. Auf der rechten Lenkerhälfte befindet sich der Gasdrehgriff und der
Vorderradbremshebel. Auf der linken Lenkerhälfte ist der Kupplungshebel, der Zündhebel,
der Knopf zur Hornbetätigung und der Abblendschalter angeordnet. |
Abb. 3 Rechtes Lenkerende
Abb. 4 Die Bedienungshebel
2. Betätigung der Bedienungshebel:nächster Punkt ; Indexa) Der Gasdrehgriff wirkt über einen Seilzug
auf den Gasschieber des Vergasers; er öffnet durch Drehung nach rückwärts und schließt
durch Drehung nach vorwärts. Beim Leerlauf bleibt der Drehgriff geschlossen. Seine
leichte Drehbarkeit ist mit einer Bremsschraube (Abb. 3) regulierbar. |
Abb. 5a
Vor dem Antreten des Motors ist darauf zu achten, daß der
Handschalthebel senkrecht auf der Leerlauf-Markierung (0) steht. Beim Anfahren ist
auszukuppeln und der 1. Gang durch Niedertreten und Wiederfreilassen des
Fußhebels einzuschalten. Es wird langsam eingekuppelt und Gas gegeben. Der 2., 3. und 4.
Gang wird durch Anheben des Fußhebels eingeschaltet. Zwischen den einzelnen
Gängen muß der Fußschalthebel jedesmal in Ruhestellung zurückgelassen werden. |
Abb. 5b
Abb. 6 Linkes Lenkerende
3. Vorbereitung zur Fahrt und Fahrbetrieb:nächster Punkt ; IndexNachdem man den Kraftstoffbehälter mit Kraftstoff versehen, den
Ölbehälter im Motor mit gutem Markenöl bis zur oberen Marke des Tauchstabes, das
Getriebe und Kardangehäuse bis an die unteren Gewindegänge der Einfüllöffnungen
aufgefüllt und sich überzeugt hat, daß alle Muttern und Schrauben festsitzen, ist das
Rad fahrbereit. |
4. Schmiermittel und Kraftstoffe:nächster Punkt ; IndexAls Schmiermittel für den Motor, das Getriebe und Kardangehäuse sind nur Markenöle zu verwenden. Nach unseren Erfahrungen empfehlen wir:
für den Motor: Markenöl von 10°-12° E bei 50° C, für das Getriebe: Markenöl von 10°-12° E bei 50° C, für den Achsantrieb: Markenöl von 14° E bei 50° C. im Winter: für den Motor: Markenöl von 6°-8° E bei 50° C Als Kraftstoff eignen sich am besten Markenbenzine, da die Motoren hierauf eingestellt sind. Während der Einfahrzeit kann dem Kraftstoff ein gutes Obenschmiermittel (nach der auf jeder Kanne befindlichen Mischungstabelle) beigemischt werden. |
5. Einfahren neuer Maschinen:nächster Punkt ; IndexWichtig! Maschine mit Spätzündung antreten. Besonders bei kalter
Witterung Maschine am Stand mit mittlerer Drehzahl warmlaufen lassen! Erst abfahren,
wenn Motor gut angewärmt ist.
Diese Geschwindigkeiten dürfen nicht überschritten werden!
nicht überschreiten. |
II. Pflege1. Allgemeines:nächster Punkt ; IndexAlle Muttern und Bolzen sind im Anfang in kurzen Zwischenräumen auf
festen Sitz zu prüfen. Besonders wichtig ist dies bei den Radachsbefestigungen, der
Lenkung, beim Motor- und Getriebegehäuse, dem Zylinderkopf, Vergaserflansch,
Gepäckträger und den Schutzblechen. |
2. Schmierung:nächster Punkt ; IndexEs müssen alle auf Abbildung 1 und
2 angegebenen Schmierstellen regelmäßig abgeschmiert werden. |
Abb. 7 Ölmeßstab am Kurbelgehäuse
Beim Einfüllen soll das Öl bis an die obere Marke des Tauchstabes
reichen und es ist darauf zu achten, daß keinesfalls mehr Öl eingefüllt wird und
ferner, daß der Ölstand nicht unter die untere Marke des Stabes sinkt. |
3. Reinigung:nächster Punkt ; IndexIm allgemeinen erfordert das EMW-Rad keine weitere Behandlung als das übliche Putzen. Die Maschinenanlage reinigt man am besten mit Waschbenzin (Kraftstoff soll hierzu nicht verwendet werden) und einem Pinsel und den Rahmen durch Waschen mit Wasser, Trockenreiben mit einem weichen Fensterleder und Abpolieren mit einem weichen, wollenen Tuch. Beim Abspritzen der Maschine vermeide man, den scharfen Wasserstrahl direkt auf Motor, Getriebe und Kardan zu richten, damit das Eindringen von Wasser vermieden wird. Besonders zu beachten ist dies bei Vergaser, Unterbrecher, Batterie, Horn und Zündspule. Alle blanken Teile sind trocken und leicht geölt zu halten und, wenn das Rad außer Gebrauch ist, mit säurefreier Vaseline einzufetten. |
4. Überwachung der Bremsen und Kupplung:nächster Punkt ; IndexEine regelmäßige Überwachung der Bremsen ist erstes Gebot der
Fahrsicherheit. |
Abb. 8 Nachstellen der Vorderradbremse
Dies geschieht bei der Vorderradbremse durch Herausschrauben um einige Umdrehungen der Flügelschraube, in welcher die Bowdenzughülle endigt (siehe Abb. 8). |
Abb. 9 Nachstellen der Hinterradbremse
Die Nachstellung der Hinterradbremse erfolgt in einfachster Weise
durch Anziehen der an der Bremszugstange sitzenden Mutter (siehe Abb. 9). |
5. Behandlung des Vergasers:nächster Punkt ; IndexRichtige Behandlung des Vergasers ist für einwandfreies Arbeiten des
Motors unerläßlich. |
Abb. 10 Reinigen des Vergasers
Zur Reinigung des Schwimmergehäuses 2 muß weiterhin nach Lösen der Schlitzschrauben 7 der Deckel 8 abgenommen werden. Nun wird die Klemmfeder der Schwimmernadel betätigt und es kann der Schwimmer nach oben und die Schwimmernadel nach unten aus dem Schwimmergehäuse 2 genommen werden, wodurch dieses zur Reinigung zugängig ist. |
Abb. 11 Schnittzeichnung des Vergasers
Auch die Kraftstoffleitung vom Kraftstoffhahn zum
Schwimmergehäuse muß geprüft und gereinigt werden. Es empfiehlt sich, nach je 1000 km
auch das Unterteil des Filters am Benzinhahn abzunehmen und Sieb und Behälter zu
reinigen.
Eine Änderung der Düsen dürfte nicht notwendig sein, da der Vergaser in
der Fabrik für die handelsüblichen Kraftstoffe eingestellt wird und ein Vergaser mit
fest abgestimmten Luft- und Kraftstoffquerschnitten sich nicht verstellt. |
6. Wartung der elektrischen Ausrüstung:nächster Punkt ; Indexa) Lichtmaschine: Regelmäßig nach etwa 5000 km sind die Bürsten und der Kollektor der Lichtmaschine nachzusehen. Die Bürsten sind darauf zu untersuchen, ob sie verschmutzt sind und sich nicht in ihren Führungen im Bürstenhalter klemmen. |
Abb. 12 Lichtmaschine mit abgenommenem Schutzdeckel
Nach Abnahme des Schutzdeckels 1 (Abb. 12) hebt man auf beiden
Seiten die Feder 2 an, die die Kohlebürste 3 auf den Kollektor 4
drückt, und versucht die Bürste 3 in ihrer Führung 5 hin und her zu
bewegen. Ist eine Bürste verschmutzt und klemmt sich, so muß sie herausgenommen und mit
einem sauberen Tuch und Benzin gereinigt werden. Die Führung 5 ist gleichzeitig
gut auszublasen. Unter keinen Umständen darf die blanke Schleiffläche der
Kohlebürsten mit Schmirgelpapier oder einer Feile bearbeitet werden. Ist eine Bürste
so weit abgenutzt, daß ihre Kupferlitze in der Aussparung der Führung 5 anstößt,
so ist sie auszuwechseln. |
Abb. 13 Offenes Unterbrechergehäuse
7. Einstellen des Ventilspieles:nächster Punkt ; IndexDas Nachprüfen des Ventilspiels zwischen Ventilschaft und Schwinghebel kann hier nur vorgenommen werden, wenn der Kraftstoffbehälter und die Schutzhaube abgenommen ist, weil erst dann der Schwinghebel auf der Ventilseite zugänglich ist. (Das Spiel zwischen Ventilschaft und Schwinghebel soll bei kaltem Motor etwa 0,05 bis 0,07 mm betragen). |
Abb. 14 Nachprüfen des Ventilspiels
Zur Nachprüfung bzw. Einstellung des richtigen Spieles genügt es
aber, den auf der Zylinderkopfschutzhaube angebrachten Deckel 1 loszuschrauben,
womit die Berührungsstelle der Druckschraube 2 im Schwinghebel 3 mit der
Stoßstange 4 zugänglich ist. |
8. Reifendruck:nächster Punkt ; IndexDie Reifen prüfe man laufend. Der vorschriftsmäßige Luftdruck soll im Vorderradreifen 1,4 Atm., im Hinterradreifen 1,4 Atm. ohne und 1,9 Atm. mit Sozius betragen. Es ist äußerst wichtig, diese Vorschrift genauestens zu beachten, da richtiger Luftdruck die Lebensdauer der Bereifung wesentlich erhöht. |
III. BeschreibungA. Allgemeinesnächster Punkt ; IndexDer Motor, der im Viertakt arbeitet, ist als Einzylinder-Blockmotor gebaut, an dessen Kupplungsgehäuse das Getriebe angeflanscht und mittels sechs Schrauben gehalten ist. Die Befestigung im Preßrahmen erfolgt in dessen Untergurt mittels eines durch das Motorgehäuse hindurchgehenden Bolzens, ferner durch zwei Stiftschrauben an der Querstrebe der vorderen senkrechten Rahmenlängsträger. Der Motorblock ist zur Laufradmittelebene seitlich versetzt, wodurch der Zylinder nicht im Windschatten des Vorderrades und seines Schutz- |
Abb. 15 Motor-Getriebeblock im Schnitt
bleches liegt und eine gute Kühlung gewährleistet wird. Diese Verlagerung des Schwerpunktes wird durch die Anordnung der Lichtmaschine, Batterie, des Werkzeugkastens und der Auspuffanlage auf der anderen Seite wieder ausgeglichen. |
B. Motor- und Getriebeblock1. Arbeitsweise des Motors:nächster Punkt ; Index |
Abb. 16 Schaubildliche Darstellung der Arbeitsweise des Motors
Eine genaue Kenntnis des Motors und seiner Arbeitsweise ist vorteilhaft,
um den Gang der Maschine zu prüfen und kleine Unregelmäßigkeiten zu beheben, ehe diese
Schaden anrichten können. |
2. Gehäuse und Zylinder:nächster Punkt ; IndexDas Motorgehäuse ist aus einer widerstandsfähigen für diesen Zweck seit
Jahren verwendeten Aluminium-Legierung gegossen und besteht aus einem einzigen Gußstück
ohne Teilfuge, wodurch absolute Öldichtheit gewährleistet ist. |
3. Kurbelwelle, Pleuel und Kolben:nächster Punkt ; IndexDie Kurbelwelle ist aus Sonderstahl hergestellt. Ihre beiden Schenkel
sind auf den zylindrischen Kurbelzapfen aufgepreßt. Vorn läuft die Kurbelwelle in einem
Gleitlager und rückwärts in einem kräftigen Kugellager. Hohlgebohrte Zapfen in
Verbindung mit entsprechenden Ölkanälen dienen zur reichlichen Schmierung sämtlicher
Lagerstellen mit Drucköl. Das Pleuellager ist als Rollenlager ausgebildet, wodurch die
Reibung zwischen Pleuel und Kurbelzapfen auf ein Mindestmaß beschränkt wird. |
Abb. 17 Kurbelwelle, Pleuel und Kolben
Im übrigen ist das ganze Triebwerk sorgfältig ausgewuchtet, wodurch ein möglichst erschütterungsfreier Lauf des Motors gewährleistet ist |
4. Steuerung und Ventile:nächster Punkt ; IndexDer Antrieb der Steuerweile erfolgt mittels Kette von der Kurbelwelle
aus, während die Lichtmaschine von einem endlosen Gummikeilriemen angetrieben wird. Der
Lichtmaschinen-Antrieb ist in ein abgeschlossenes Gehäuse verlegt und erfolgt von der
Kurbelwelle aus; besonders betont sei die völlige Geräuschlosigkeit des Antriebs und die
äußerst geringe Wartung, die er erfordert. |
5. Entlüftung:nächster Punkt ; IndexDurch einen mit der Steuerwelle aus einem Stück bestehenden Drehschieber wird die im Motorgehäuse verdichtete Luft mit dem möglicherweise darin enthaltenen Öldampf zur Vermeidung von Ölverlusten durch einen Kanal in das hintere Stoßstangenschutzrohr geleitet und steigt in diesem hoch bis in die Zylinderschutzkappe. Der Öldampf schlägt sich zum Teil dort nieder, zum anderen Teil wird er über den Luftfilter dem Verbrennungsraum zugeführt. |
6. Schmierung und Ölstandprüfung:nächster Punkt ; IndexDie Schmierung des Motors erfolgt unter hohem Druck vollkommen
selbsttätig durch eine Zahnradpumpe, die am Kurbelgehäuse befestigt ist. Diese Pumpe
wird von einer Schnecke auf der Steuerwelle über ein Schneckenrad angetrieben, dessen
Welle durch eine Vierkanthülse mit der Achse des Antriebsrades der Zahnradpumpe
gekuppelt ist. |
7. Vergaser:nächster Punkt ; IndexEs wird ein Sum-Vergaser mit drei Kraftstoffdüsen verwendet, dessen
Bedienung mittels Bowdenzuges vom rechten Drehgriff aus erfolgt. Die drei
Kraftstoffdüsen sind so zueinander abgestimmt, daß selbst bei Kraftstoffwechsel kein
Düsenwechsel vorgenommen werden muß (Abb. 11 und
18). |
Abb. 18 Schnittzeichnung des Vergasers
Im Schwimmergehäuse 2 ist der Schwimmer 13 mit Nadel
14 untergebracht, der unter Einwirkung auf das Nadelventil 14 den
Kraftstoffspiegel regelt. Der Kraftstoff tritt durch eine Bohrung in dem angegossenen
Flansch des Schwimmergehäuses in die drei Düsen 5, 6 und 8 ein.
Diese sind unterhalb des Kraftstoffspiegels ungefähr in der Höhe ihres Vierkantes fein
gebohrt. |
8. Zündung:nächster Punkt ; IndexDen Zündstrom liefert eine 6-Volt-Batterie, die von einer
45-Watt-Lichtmaschine gespeist wird. |
Abb. 19 Antrieb der Lichtmaschine
Zum Nachspannen des Keilriemens löst man das Spannband der Lichtmaschine
und dreht diese leicht nach außen. Es ist darauf zu achten, daß die Spannung nicht zu
groß wird. Ein zu starkes Spannen des Riemens erhöht den Verschleiß desselben und kann
die Lager der Lichtmaschine beschädigen. |
9. Kupplung:nächster Punkt ; IndexAls Kupplung dient eine in Abb. 20 im Schnitt
dargestellte Einscheiben-Reibungskupplung. |
Abb. 20 Kupplung
Mittels des am linken Lenkergriff vorgesehenen Hebels wird über das Bowdenseil der Kupplungshebel 13 betätigt, dessen Gabel die Führungsbüchse 3 mit dem Drucklager 10 nach rückwärts verschiebt, somit die Druckplatte 2 von der Kupplungsplatte 20 abhebt und die Kraftübertragung vom Motor auf das Getriebe unterbricht. |
10. Getriebe:nächster Punkt ; IndexDas Getriebegehäuse ist in derselben Aluminium-Legierung gegossen wie
das Motorgehäuse. Festigkeit und Öldichtheit sind besondere Vorzüge desselben. |
Abb. 21 Getriebe
Das vierstufige Fußschaltgetriebe gestattet die volle Ausnutzung der
Motorleistung in jedem Gelände. Das Schalten geschieht in der auf Seite
11 beschriebenen Weise durch einen vor der linken Fußraste
angebrachten Fußhebel, so daß beim Gangwechsel beide Hände am Lenker bleiben können,
was für die Beherrschung der Maschine sehr wesentlich ist. |
11. Kraftübertragung (Abb. 22):nächster Punkt ; IndexDie vom Getriebe zum Hinterrad gehende Kardanwelle (1) trägt an ihrem
vorderen Ende eine elastische Kupplung (2) und ist mit dem Radantrieb durch ein mit
einer Verschlußglocke (3) abgedecktes Kreuzgelenk (4) verbunden, das die beim
Durchfedern des Rades auftretende Lageänderung der Welle ausgleicht. Die Antriebskraft
wird über das in einem Ringschräglager (5) und Nadellager (6) gelagerte Antriebsritzel
(7) auf das auf die Nabe (8) aufgeschrumpfte Tellerrad (9) übertragen. Die Tellerradnabe
ist im Antriebsgehäuse und im Deckel für das Antriebsgehäuse durch je ein
Hochschulterlager (10) gelagert und besitzt eine Innenverzahnung (11), in welche die
außenverzahnte Radnabe (12) eingreift und so die Drehbewegung auf das Hinterrad
überträgt. Die Radnabe erhält ihre Lagerung durch ein Ringschräglager (13) und einen
Paßrand (14) am Ende der Nabe, der in der Tellerradnabe gelagert ist. |
Abb. 22 Kraftübertragung im Kardangehäuse
Zum Antreten des Motors dient ein Fußanwerfhebel. Die Welle, auf
der er festgeklemmt ist, steht durch ein Kegelräderpaar 11 und 12 (Abb.
21) mit einer in Längsrichtung im Getriebegehäuse gelagerten kurzen
Nebenwelle in kraftschlüssiger Verbindung, die ihrerseits mittels einer
Sperrklinken-Vorrichtung in die sägezahnartige Innenverzahnung eines glockenförmig
ausgebildeten Zwischenrades, das auf der gleichen Nebenwelle gelagert ist, eingreift.
Dieses Zwischenrad greift in das rückwärtige Stirnrad der Getriebe-Nebenwelle ein und
überträgt auf diese Weise beim Abwärtstreten des Fußanwerfhebels dessen Drehbewegung
über das Getriebe-Vorgelege auf die Kurbelwelle und wirft so den Motor an. |
C. Rahmenaufbau und Räder1. Rahmen:nächster Punkt ; IndexEs wird ein gepreßter Stahlblechdoppelrahmen mit U-förmigem Querschnitt verwendet, der als Dreiecksfachwerk ausgebildet ist. Durch Verschweißung der Rahmenglieder mit drei Querstreben, von denen je eine die oberen und unteren Längsträger sowie die vorderen senkrechten Träger miteinander verbindet, erhält der Rahmen eine besondere Steifigkeit. Außerdem wird der aus geschmiedetem Stahl bestehende Steuerkopf von beiden Rahmenhälften vorn halbkreisförmig umschlossen und rückwärts durch Knotenbleche verbunden, die mit den Flanschen der Rahmenglieder verschweißt sind. |
2. Vorderradgabel (Abb. 23):nächster Punkt ; IndexDie Vorderradfederung und -führung erfolgt durch unsere bewährte
Teleskopgabel mit eingebauten Ölstoßdämpfern. In die oberen, feststehenden
Gabelrohre (1) sind die beweglichen Gleitrohre (2) mit angeschweißter
Gabelfaust (3) geschoben. Die Abdichtung gegeneinander geschieht durch je einen
Dichtring (4) und die Führung durch zwei in jedes Gabelrohr eingesetzte Büchsen (5). Die
federnde Verbindung zwischen dem festen und dem beweglichen Teil der Gabel wird durch je
eine an ihren beiden Enden befestigte Tragfeder (6) hergestellt. Ein Ölstoßdämpfer in
jeder Gabelhälfte dämpft die Fahrschwingungen. |
Abb. 23 Vorderradgabel
Beim Durchfedern der Gabel bewegt sich das Gleitrohr nach oben, dabei
strömt ein Teil des darin vorhandenen Öles durch das geöffnete Ventil über den Kolben.
Infolge Raumverminderung durch die Kolbenstange kann das verdrängte Öl nicht restlos
über den Kolben aufgenommen werden. Es wird daher der überschüssige Teil durch die hohle
Kolbenstange und eine hierin angebrachte Bohrung nach oben in das Gabelrohr gedrückt. |
3. Hinterradfederung (Abb. 24):nächster Punkt ; IndexJahrelange Erfahrungen mit unseren früheren Baumustern bei Rennen und
Geländefahrten kommen in der Ausrüstung unserer R 35 mit Hinterradfederung in Anwendung.
Es wird damit ein Höchstmaß an Fahrsicherheit und Bequemlichkeit erreicht. Sie trägt
dieselben Hauptmerkmale wie die Vorderradgabel und ist ebenfalls nach dem
Teleskop-Prinzip mit Ölstoßdämpfung gebaut. Das ganze Federungsaggregat fügt sich
harmonisch in den Gesamtaufbau ein und beeinträchtigt in keiner Weise die Spurhaltung
des Rades. Besonders bei hohen Geschwindigkeiten macht sich dies sehr vorteilhaft
bemerkbar. |
Abb. 24 Hinterradfederung
Harte Rückschläge der Federung auf besonders unebener Fahrbahn werden
durch einen Gummipuffer (5), der sich gegen den unteren Rahmenbügel abstützt,
aufgefangen. Zur Dämpfung der Fahrschwingungen sind einfachwirkende Ölstoßdämpfer
eingebaut. |
4. Lenker und Steuerungsdämpfer:nächster Punkt ; IndexDer Lenker bietet durch seine Form eine bequeme Auflage für die Hände; er ist in seinen Befestigungslaschen drehbar und kann nach Belieben höher oder tiefer gestellt werden. Um ein Flattern der Steuerung bei hohen Geschwindigkeiten zu vermeiden, ist ein Steuerungsdämpfer angeordnet. In Anpassung an die Straßenbeschaffenheit kann der Steuerungsdämpfer mittels der oben am Steuerknopf befindlichen Flügelmutter stärker oder schwächer angezogen und damit die Steuerung strenger bzw. leichter eingestellt werden. |
5. Räder und Bremsen:nächster Punkt ; IndexBeide Räder besitzen Doppel-Dickendspeichen und die gebräuchlichen
Tiefbettfelgen 2.15-19" mit Stahlseilniederdruckbereifung 3.50-19". Vorder-
und Hinterrad sind zwecks leichten Ausbaues mit Steckachsen ausgerüstet. |
6. Sattel und Fußrasten:nächster Punkt ; IndexDer bequemen Sitz und guten Halt bietende Fahrersattel mit Zentralfeder
ist mit seinem Federtopf im Rahmenquerträger mit drei Schrauben befestigt. Die
Einstellung der Federkraft kann durch eine große Flügelmutter am Federtopf reguliert
werden. Die geringe Bodenhöhe des Sattels ermöglicht auch kleinen Fahrern, mit den
Beinen den Boden zu erreichen. |
7. Schutzbleche:nächster Punkt ; IndexDiese sind sehr breit gehalten und bieten dem Fahrer hinreichenden Schutz vor Beschmutzung. Das hintere Schutzblech ist aufklappbar zur besseren Radmontage. |
8. Kippständer:nächster Punkt ; IndexDer Kippständer ist unter dem Rahmen angebracht und wird in hochgeklappter Stellung durch eine Blattfeder gehalten, die ein Herunterfallen während der Fahrt mit Sicherheit verhindert. Beim Anschieben des Rades wird er durch eine Schraubenfeder selbsttätig zurückgezogen. Breite kufenförmige Füße verhindern das Einsinken auf weichem Boden und erleichtern das Aufstellen. |
9. Kraftstoffbehälter:nächster Punkt ; IndexDer als Aufsatztank ausgebildete Behälter ist mit Gummiunterlagen am
Knotenblech hinter dem Steuerknopf mittels einer Schraube und an einer Querstrebe mit
zwei Schrauben am Rahmen befestigt. |
10. Scheinwerfer und Schlußlicht:nächster Punkt ; IndexDer Scheinwerfer enthält eine Zweifadenlampe für Fern- und Abblendlicht und eine Hilfslampe für Standlicht. Durch Rechtsdrehen des Schlüssels auf dem Scheinwerfer wird die Zweifadenlampe, durch Linksdrehen die Standlichtlampe eingeschaltet. (Siehe Abb. 4!) Das wahlweise Einschalten des Fern- oder Abblendlichtes der Zweifadenlampe erfolgt durch den am linken Lenkergriff befestigten Abblendschalter. |
Abb. 25 Ausbau der Scheinwerferlampen
Bei notwendig werdendem Auswechseln der Lampe muß die unten am
Scheinwerfer befindliche Schlitzlampe 1 gelöst werden. Dann kann der
Scheinwerferspiegel mit Glas und Scheibenfassung 2 abgenommen werden. Die
Zweifadenlampe 3 und die Standlichtlampe 4 sind in den Lampenhalter
5 mit Drehverschluß eingesetzt. Der Lampenhalter 5 wird in der Mitte des
Spiegels 2 mittels einfacher Klemmvorrichtung gehalten. |
Abb. 26 Ausbau der Schlußlichtlampe
11. Werkzeug:nächster Punkt ; IndexDas Werkzeug ist in einem in das Motorgehäuse miteingegossenen Behälter leicht zugänglich untergebracht. Der Verschlußdeckel wird von zwei Schrauben gehalten, die versenkt angebracht sind und nur mit dem mitgegebenen Schlüssel geöffnet werden können. Damit ist das Werkzeug vor unbefugten Eingriffen geschützt. |
IV. Instandsetzungnächster Punkt ; IndexDie folgenden Erklärungen sollen ein Wegweiser für jene Radbesitzer sein, die Instandsetzungsarbeiten selbst durchführen wollen. Bei größeren Arbeiten, die meist nicht ohne fremde Hilfe ausgeführt werden können, ist es aber ratsam, eine unserer Vertragswerkstätten mit ihrer Durchführung zu beauftragen. |
1. Ausbauen und Einschleifen der Ventile:nächster Punkt ; IndexDie Ventile sind nach Zurücklegung von 10000 bis 15000 km Fahrt, oder,
wenn sich Störungen bemerkbar machen, bereits vorher, auf guten Sitz zu prüfen und
erforderlichenfalls einzuschleifen. Die Auflageflächen der Ventile müssen vollkommen
glatt sein und dicht schließen. Etwa festgesetzte Ölkohle und dergleichen läßt sich
meist entfernen, indem man das Ventil an der Ventilspindel einige Male auf seinem Sitz
dreht. Genügt dies nicht, so ist das Ventil nachzuschleifen und zu diesem Zweck
herauszunehmen, wie nachstehend beschrieben. |
2. Einstellen der Steuerung und der Zündung:nächster Punkt ; IndexZu beachten! |
Abb. 27 Einstellschaubild
Ist die Kurbelwelle aus irgendeinem Grunde ausgebaut worden, so muß nach
ihrem Wiedereinbau die Steuerung neu eingestellt werden. Vor dem Einsetzen der
Kurbelwelle müssen die Ölkanäle in den Zapfen gut von etwa angesammeltem Schmutz
gereinigt werden. Beim Auflegen der Steuerkette ist unbedingt darauf zu achten, daß die
Markierungspfeile auf beiden Kettenrädern genau zueinander stehen. |
Abb. 28 Zündeinstellung
Ist jedoch Neueinstellung der Zündung erforderlich, so wird dies am
besten von einer Vertragswerkstatt mit einem Spezialgerät, dem Zündungsmesser mit
Kontrollampe, vorgenommen. Dazu wird der Kolben nach Schließen des Saugventils auf
oberen Totpunkt eingestellt. Sodann wird der Kolben mit Hilfe des Zündungsmessers auf 12
mm vor oberen Totpunkt zurückgedreht und die Unterbrecherkontakte so eingestellt, daß
sie gerade öffnen wollen. |
3. Ausbau und Reinigung der Ölpumpe:nächster Punkt ; IndexZur Reinigung bzw. Prüfung der Ölpumpe muß vor deren Ausbau zunächst das
Öl aus dem Motorgehäuse durch Lösen der unten am Motorgehäuse vorne auf der linken Seite
befindlichen Verschlußschraube abgelassen werden. Nun löst man die zwölf
Befestigungsschrauben der Ölwanne und nimmt diese ab. Damit ist die Ölpumpe zugänglich
und nach Abnahme des Sicherungsdrahtes aus den zwei Schrauben kann das
Ölpumpensieb herausgenommen werden. Dieses ist vor dem Wiedereinbau gründlich
zu reinigen. |
4. Ausbau des Vorderrades:nächster Punkt ; IndexHierzu wird die Maschine am besten vorne unter dem Motorgehäuse soweit unterlegt, daß das Vorderrad etwas frei vom Boden steht. |
Abb. 29 Ausbau des Vorderrades
Nun muß die an der linken Gabelfaust angeordnete Klemmschraube 1
gelockert werden und die Steckachse 2 im Uhrzeigersinn mit dem aus der Abb. 29
ersichtlichen Werkzeug herausgeschraubt werden. (Linksgewinde!) |
5. Ausbau des Hinterrades (Abb. 30):nächster Punkt ; IndexMan stellt die Maschine auf den Kippständer und löst die Streben (1) für das hintere Schutzblech. Dann schraubt man die Mutter (2) der Steckachse mit Scheibe (3) auf der Antriebsseite ab. Nach Lösen der Klemmschraube (4) für die Steckachse auf der linken Radseite kann die Steckachse (5) unter Zuhilfenahme eines Dornes (6) herausgezogen werden. Das Schutzblechende wird hochgeklappt und das Rad nach links von den Bremsbacken abgezogen und herausgenommen. |
Abb. 30 Ausbau des Hinterrades: Kardanseite
Zur Beachtung: |
6. Reifen:IndexAuflegen der Reifen: Das Rad flach auf den Boden legen. Bei dem Ventilloch beginnend (bei A, siehe Abb. 31), wird der eine Wulst ins Tiefbett eingelegt und die andere Hälfte desselben bei den Einkerbungen B über das Felgenhorn gedrückt; nun den leicht aufgepumpten Schlauch einlegen, indem man das Ventil durch das Ventilloch steckt und die Felgenmutter um einige Gänge aufschraubt. Das Ventil muß dann wieder bis zur Felgenmutter in den Reifen gedrückt werden und der zweite Wulst muß auf der dem Ventil gegenüberliegenden Seite gut im Tiefbett liegen, um ihn auf der Ventilseite ebenfalls über das Felgenhorn drücken zu können. Dann Reifen aufpumpen, richtigen Reifensitz feststellen, d. h. die Kennlinie muß ringsherum gleichmäßig sichtbar sein, Felgenmutter fest anziehen, Luftdruck prüfen. |
Abb. 31 Aufziehen von Drahtseilreifen auf Tiefbettfelgen
Abnehmen der Reifen: Luft ablassen und ringsherum die Wulste der
Decke aus ihrem Sitz drücken; Felgenmutter abschrauben und das Ventil in den Reifen
hineindrücken, damit das Tiefbett am Ventil für die Montage frei wird. Nun kann der eine
Reifenwulst gegenüber dem Ventil in das Tiefbett gedrückt und am Ventil über das
Felgenhorn gehoben werden. Vor der Abnahme des zweiten Wulstes muß der Schlauch
herausgenommen werden. |