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5.5. Teleskopgabel
nächster Punkt ; Index
(Siehe hierzu auch Bild 95, Abschnitt 5.4.)
Der Vorderbau wird in folgender Reihenfolge in seine Hauptteile zerlegt:
- Vorderrad und Vorderradflügel ausbauen.
- Lenker abnehmen und auf dem Kraftstoffbehälter ablegen
(Schutztuch unterlegen).
- Kabelanschlüsse und Tachospirale vom Scheinwerfer lösen
(Steckanschlüsse kennzeichnen) und Scheinwerfer abbauen.
- Verschlußschrauben und Abschlußmutter lösen.
- Oberen Klemmkopf abnehmen (mit Gummihammer nach oben schlagen)
sowie Scheinwerferhalter und Gummi für Scheinwerferhalter.
- Unteren Klemmkopf mit Führungsrohren nach unten herausziehen,
nötigenfalls durch leichtes Schlagen mit Gummihammer auf das
Steuerrohr unterstützen (die Führungsrohre bleiben dabei im unteren
Klemmkopf eingespannt, sofern die Teleskopholme nicht demontiert
werden sollen).
Der Zusammenbau erfolgt dann in umgekehrter Reihenfolge
der Demontage.
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Bild 99. Reihenfolge beim Anziehen der Schrauben
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Die Schraubverbindungen sind in folgender Reihenfolge
anzuziehen (Bild 99):
- Abschlußmutter.
- Verschlußschrauben für Teleskopholme, Gewinde der Verschlußschrauben
zur Abdichtung mit Kleblack "Chemisol 1405" (Hersteller: VEB
Schuh-Chemie, Erfurt) bestreichen.
Anzugsmoment: 15 kpm
(Chemisol wird auf der Basis von Synthesekautschuk hergestellt;
Viskosität: 30 s Auslaufzeit von 50 ml mit 5-mm-Düse; außerhalb der
DDR ist ein ähnlicher Kleblack als Dichtungsmittel zu verwenden).
- Klemmschrauben am unteren Klemmkopf, Anzugsmoment 3,5 ... 4,5 kpm.
- Mutter der Steckachse, danach im Stand mehrmals kräftig ein- und
ausfedern (Kotflügel schrauben dabei locker), damit die Steckachse
im Schiebesitz der Achsaufnahme in die richtige Lage kommt. Linke
Achsaufnahme erforderlichenfalls auf 20 mm ø nachreiben.
- Klemmschraube für Steckachse.
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Teleskopholme instandsetzen
Die zulässige Verschleißgrenze ist erreicht, wenn die Gleitrohre voll
ausgefedert an der Achsaufnahme insgesamt mehr als 3,5 mm hin und her
bewegt werden können. Bei dieser Prüfung dürfen die Holme keinerlei
Verspannung unterliegen, weil dann das vorhandene Spiel verringert würde.
In Zweifelsfällen sind die kompletten Teleskopholme auszubauen, die
Führungsrohre sind in "weichen Schutzbacken" leicht einzuspannen
und das vorhandene Spiel ist an den Achsaufnahmen mit einer Meßuhr zu
messen.
Bei Ausbau der kompletten Teleskopholme können die Klemmköpfe und
Scheinwerferhalter am Fahrzeug verbleiben.
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Bild 100. Ein- und Ausbau des Führungsrohres mit Hilfe des kombinierten Montageschlüssels
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Nach Ausbau des Vorderrades und des Vorderradkotflügels sowie nach
Lösen der Verschlußschrauben und der Klemmschrauben am unteren Klemmkopf
werden die Teleskopholme mit Hilfe des kombinierten Montageschlüssels
(19-MW 22-1) (Bild 100)
durchgeschlagen.
Der Schlüssel wird dabei in das Gewinde M 27x2 der Führungsrohre
eingeschraubt. Die Einbaustellung der Führungsrohre ist durch Farbpunkte
unterhalb des unteren Klemmkopfes vor dem Ausbau zu markieren.
Um den Wiedereinbau zu erleichtern, wird empfohlen, sofort nach Ausbau
eines Teleskopholmes ein anderes Führungsrohr oder ein geeignetes
Rohrstück mit 31,7 ... 31,8 mm Durchmesser von unten einzuschieben, damit
die Gummis für die Scheinwerferhalter nicht verrutschen.
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Bild 101. Lösen und Anziehen des G winderinges mit Hilfe des kombinierten Montageschlüssels
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Für die Demontage und Montage dürfen nur entsprechende Spezialwerkzeuge
verwendet werden. Mit irgendwelchen Behelfswerkzeugen wird Schaden
angerichtet und der Erfolg der Reparatur ist nicht gewährleistet.
Zum Zerlegen eines Teleskopholmes wird dieser an der Achsaufnahme
eingespannt, keinesfalls am Führungsrohr (Bild 101)!
Nach dem Entfernen der Schutzhülse bzw. der Schutzkappe kann der
Gewindering mit dem kombinierten Montageschlüssel gelöst und das
Führungsrohr mit der unteren Gleitbuchse und dem Dämpfungsventil aus
dem Gleitrohr herausgezogen werden.
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Bild 102. Lösen des unteren Sprengringes
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Nach dem Lösen der Sprengringe (Bild 102) kann
der Teleskopholm in seine Einzelteile zerlegt werden.
Der Dichtring D 32x45x7 wird beim Herausdrücken aus dem Gewindering
zerstört.
Bei der Überprüfung bzw. Instandsetzung der Teile ist
folgendes zu beachten:
Führungsrohr
Ein Austausch ist erforderlich, wenn die Rohre
durch ungewöhnliche äußere Einflüsse verbogen
sind (nicht richten, Führungsrohre gehen erfahrungsgemäß
nach dem Richten wieder in die vorherige Stellung zurück,
zulässiger Rundlauffehler 0,05 mm) oder die Chromschicht
verschlissen ist.
Die wesentlichste Verschleißstelle am Führungsrohr liegt
vorn, etwa 150 mm über der Unterkante, also dort,
wo die obere Gleitbuchse und der Dichtring am
meisten gleiten. Bei verschlissener Chromschicht
sind eine dunkle Stelle und Riefen sichtbar. Wird
ein Teleskopholm mit einem neuen Dichtring und
einem bereits gelaufenen Führungsrohr, das noch
in Ordnung ist, wieder montiert, ist zu empfehlen,
das Führungsrohr gegenüber der vorherigen
Einbaustellung um 180° verdreht einzubauen.
Beim Wiedereinbau von Teleskopholmen, die nicht zerlegt
wurden, ist es jedoch zweckmäßig, die Führungsrohre
wieder an der gleichen Stelle wie vorher zu befestigen.
Das Führungsrohr muß auf der gesamten Länge frei sein
von Schlagstellen, Riefen oder anderen Unebenheiten, vor
allem, damit beim Aufschieben des Dichtringes dieser
nicht beschädigt wird. Sollten Unebenheiten vorhanden sein,
sind diese mit feinkörnigem Ölstein in Längsrichtung zu
egalisieren.
Obere Gleitbuchse
Das Sollmaß der Bohrung beträgt 31,850 bis 31,889 mm.
Erfahrungsgemäß tritt nur minimaler Verschleiß auf, so
daß ein Auswechseln praktisch nicht erforderlich ist.
Die Bohrung zeigt z. T. ein ungleichmäßiges Tragbild, bedingt
durch die geringe, fertigungsbedingte Mittenabweichung der
eingebauten Einzelteile, was jedoch nicht mit Nachteilen
verbunden ist.
Untere Gleitbuchse
Der Außendurchmesser beträgt 37,875 ... 37,900 mm.
Auch hier tritt nur geringer Verschleiß auf, so daß ein
Auswechseln erst nach 30000 ... 50000 km erforderlich ist.
Das vorhandene Axialspiel der Gleitbuchse zwischen den
Sprengringen der Führungsrohre kann während des Fahrens zu
klickenden Geräuschen der Teleskopgabel führen, die aber
keinerlei Einfluß auf die Funktion haben. Dieser kleine
Schönheitsfehler kann beseitigt werden, indem zwischen
Sprengring und Gleitbuchsenunterkante eine entsprechende
Distanzscheibe zur Beseitigung dieses Axialspieles beigelegt
wird. Diese Scheibe muß genau auf das Führungsrohr passen
(Durchmesser 31,7 mm) und darf im Außendurchmesser nicht größer
als 35,5 mm sein, damit ein Scheuern dieser Scheiben in den
Gleitrohren mit Sicherheit vermieden wird!
Gleitrohr
Die Oberfläche der Bohrung hat auf die Gängigkeit
und den Verschleiß innerhalb der Teleskopgabel
wesentlichen Einfluß. Die Bohrung wird mechanisch
nicht bearbeitet, durch Schmirgeln oder ähnliche
Vorgänge würde die vom Herstellungsprozeß her
vorhandene, sehr glatte Oberfläche zerstört und
anormaler Verschleiß der unteren Gleitbuchse wäre
die Folge.
Wenn durch außergewöhnliche Umstände (Fremdkörper oder
ähnliches) das Gleitrohr innen beschädigt ist, kann durch
Honen (ähnlich wie bei der Bearbeitung der Zylinderbohrung)
versucht werden, die Oberfläche wieder funktionsfähig
zu machen. Das Sollmaß für den Durchmesser der
Gleitrohrbohrung beträgt 38,00 ... 38,05 mm.
Dämpfungsventil
Hier tritt nur ganz geringer Verschleiß auf, so daß
ein Erneuern der Teile praktisch nicht erforderlich
ist.
Der Dichtring für das Dämpfungsventil, aus Kolbenringwerkstoff
hergestellt, muß leichtgängig, gratfrei und absolut sauber
sein. Kleine Verunreinigungen können zum Verklemmen des
Dichtringes oder zu Undichtheiten am Ventil führen.
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Bild 103. Kombinierter Montageschlüssel zum Eindrücken des Dichtringes in den Gewindering
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Gewindering mit Dichtring
Damit der Dichtring beim Eindrücken in den Gewindering nicht
beschädigt wird, muß dies mit dem kombinierten
Montageschlüssel erfolgen (Bilder 103
und 104).
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Bild 104. Eindrücken des Dichtringes in den Gewindering mit Hilfe des kombinierten Montageschlüssels
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Dieses SpezialWerkzeug ist so ausgelegt, daß der
Dichtring nicht auf der unteren Stirnfläche aufliegt
und das Eindrückwerkzeug nur dort auf die obere
Stirnfläche drückt, wo keine Beschädigung der
Gummischicht des Dichtringes eintreten kann.
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Bild 105. Aufschieben des Gewinderinges (mit eingedrücktem Dichtring) auf das Führungsrohr mit Hilfe einer Montagehülse (A)
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Nach dem Eindrücken des Dichtringes sind Stützring,
Filzring und Filzringhalter einzubauen. Der komplette
Gewindering ist dann mit Hilfe der Montagehülse
22-51.403 von oben auf das Führungsrohr
aufzuschieben (Bild 105).
Zur einwandfreien Abdichtung zwischen Gleitrohr
und Gewindering ist vor dem Zusammenschrauben
das Gewinde des Gleitrohres mit Kleblack "Chemisol
1405" zu bestreichen. Keinesfalls das Gewinde
am Gewindering, weil dann der überschüssige Kleblack
nach oben an den Dichtring gelangen könnte.
Das erforderliche Anzugsmoment für den Gewindering
beträgt 20 kpm.
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Bild 106. Ölstandskontrolle durch Meßstab: Meßstab innerhalb der Druckfeder bis zum Anschlag einführen, erforderlicher Ölstand 210 mm über Unterkante Meßstab
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Funktionsprüfung
Nach der Montage sind die Teleskopholme einer
Funktionsprüfung auf Dichtheit und Dämpfungskraft
zu unterziehen. Je Holm sind hierzu 220 cm³
Stoßdämpferöl einzufüllen. Wenn möglich, sind die
Teleskopholme in eine Prüfeinrichtung einzuspannen
(oben an der Verschlußschraube, unten an der
Achsaufnahme) und mit einer Frequenz von 100/min
etwa 80 mm ein- und auszufedern. Die erforderliche
Dämpfungskraft beim Ausfedern beträgt bei diesen
Prüfbedingungen 16±4 kp.
Steht kein geeignetes Prüfgerät zur Verfügung, so
muß die Überprüfung durch mehrmaliges, kräftiges
Ein- und Ausfedern von Hand erfolgen. Die Dämpfung
muß beim Ausfedern deutlich spürbar sein.
Nach erfolgter Funktionsprüfung wird der Teleskopholm
fertig montiert, dabei wird er an der Achsaufnahme
eingespannt.
Der Einbau der Teleskopholme erfolgt ebenfalls
mit Hilfe des kombinierten Montageschlüssels (wie
Bild 100). Reihenfolge beim Anziehen der
Schrauben wie Bild 99.
Der richtige Ölstand im eingebauten Zustand wird
gemäß Bild 106 überprüft.
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